Vom Kleinen und vom goßen Ego

Ich sehe dieses große Glas mit Gummibärchen im Büro der Kindergartenleiterin, dort wo ich wohne gibt es selten Süßigkeiten.

Die Bärchen leuchten im Sonnenlicht, ich kann sie förmlich riechen.

Ich erinnere mich, wie sie schmecken, spüre, wie sie zwischen meinen Zähnen nachgeben, Speichel läuft in meinem Mund zusammen. Das Glas ist groß, es müssen tausende sein, ich muss es haben. Ich überrede ein anderes Kind mir zu helfen und dann die Beute zu teilen. Mein Plan ist, dass das andere Kind die Leiterin ablenkt, ich das Glas stehle, damit in den Waschraum renne, mich in einer WC-Kabine verstecke und wir uns dort treffen. Der Plan geht in sofern auf, dass ich den Waschraum erreiche dann aber ins rutschen gerate, das Glas gegen die Wand fliegt und in tausend Teile zerbricht, die sich mit den Gummibärchen vermischen und sie ungenießbar machen. Der Lärm treibt alle in meine Richtung, daher beschließe ich, mich an den Rest des Plans zu halten und zu verstecken. Ich werde zeitnah entdeckt und man ruft meine Mutter an, die mich abholt. Zu groß sei meine kriminelle Energie und die Strafe folgt auf dem Fuße.

Alles gut ich war erst fünf Jahre alt.

 

So oder so ähnlich lernen wir was richtig oder falsch ist und wann es sich lohnen kann, sich gesellschaftskonform zu verhalten und wann nicht. Wie sich Sanktionen, wie Liebesentzug anfühlen und wie machtlos wir Repressalien gegenüber stehen.

Was aber wenn wir nicht gelernt haben uns zu mäßigen, geduldig abzuwarten bis wir an der Reihe sind, Vernunft walten zu lassen oder auch mal "Klein bei zu geben"?

 

Ich spreche von den Menschen, die wir alle kennen, die erwachsen geworden sind und sich dennoch meist wie Kinder verhalten, die stets den Wunsch hegen zu diskutieren als gäbe es irgendwas zu gewinnen oder als sei der, mit den vermeintlich besseren Argumenten der Klügere, der Stärkere, der Bessere und es lohne sich so lange verbal ins Feld zu ziehen bis der andere sich geschlagen gibt, weil sie nicht gelernt haben nachzugeben.

Ich spreche von denen, die gerne austeilen als säßen sie im Sandkasten und spielten, bis ein anderes Kind ihnen das Objekt der Begirde- das Förmchen- wegnähme und sie mal so richtig mit der Schippe drauf hauen könnten, weil sie nicht gelernt haben sich zu kontrollieren.

Von denen, die scheinbar stets alles richtig machen weil sie nichts falsch machen wollen und damit den Eindruck erwecken möchten, so ganz und gar untadelig zu sein, weil sie nicht gelernt haben Kritik auszuhalten.

Die, die nie Schuld sind weil immer die anderen Schuld sind, sie leben ihr Leben ganz freiwillig in dem Gefühl das Opfer zu sein, das Opfer des Anderen, das Opfer der Umstände, das Opfer des Schicksals, stets will ihnen jemand was, weil sie nicht gelernt haben, echte Verantwortung zu tragen.

Ich rede von denen, die in "Social media" in die Chronik eines anderen reinlatschen, wie in dessen Wohnzimmer, sich dort breit machen, als wäre es ihr Eigenes, dort Frechheiten hinterlassen und sich wundern, dass sie mit ihrem Verhalten keine Punkte, im Sinne von "Gefällt mir" machen können, sie haben nicht gelernt sich höflich und respektvoll zu verhalten.

Ich rede von Menschen, die sich wichtiger fühlen als Andere, die mehr verdient haben, die gierig an sich raffen, um sich größer, besser oder klüger zu fühlen und entweder es gibt viele von ihnen oder sie fallen mehr ins Gewicht, weil sie eher auffallen und ihr Verhalten den anderen mit einem unangenehmen Gefühl hinterlässt.

Ihnen allen ist Eines gemein, nämlich nicht gelernt zu haben, negative Gefühle zuzulassen, anzusehen, den Eindruck auszuhalten und sie dann weiter ziehen zu lassen, das ist eine Stärke, die ihnen noch fehlt.

 

Marion Decker

 

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