Zurzeit kursieren wildeste Behauptungen zu den Themen Reizdarm, Ernährung, Diäten, Nahrungsmittelintoleranzen und dergleichen mehr im Internet.
Es werden Interwiews verbreitet, die wenig bis keinen wissenschaftlichen Hintergrund vorweisen und hier möchte ich aufklären.
Der Reizdarm oder das sogenannte Colon irritable = Reizdarmsyndrom ist eine Mischung aus paradoxen Symptomen. Es kommt zu einem Wechsel von Diarrhoe (Durchfall) und Obstipation (Verstopfung), vergesellschaftet sind diese mit Blähungen und Krämpfen.
Das Reizdarmsyndrom galt lange Zeit als psychosomatische Ekrankung, das heißt seelische Probleme werden unbewußt mit Hilfe des Körpers ausgelebt, das bedeutet auch, man findet keine Ursache.
Die Diagnose wird jedoch häufig zu schnell gestellt da das Gastro-enterale-System (Magem-Darm-Trakt) ein umfangreiches System ist, für das gleich mehrere Fachleute zuständig sind (der Internist für den Magen, der Proktologe für den Darm, der Allergologe bei Verdacht auf Nahrungsmittelallergien).
Jeder macht seine Untersuchungen und ist in der Lage Erkenntnisse zu sammeln, leider sprechen sie sich nicht miteinander ab, das sieht unser Gesundheitssystem nicht vor.
Spezielle mikrobiologische Untersuchungen des Darminhaltes sind möglich jedoch auch zahlreich und kostspielig.
Der Behandler, in diesem Fall der Allergologe oder der spezialisierte Heilpraktiker sollte sich viel Zeit für die Erstuntersuchung und Symptombeschreibung des Betroffenen nehmen, um den Aufwand des Labors einzugrenzen, sonst wird es für den betroffenen Patienten teuer, denn die gesetzlichen Krankenkassen zahlen diese spezielle Laboruntersuchung nicht.
Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen einzig den Hämoccult Test (hier wird nach occultem = mit dem Auge nicht sichtbaren Blut geforscht) und eine Darmspiegelung, sobald ein bestimmtes Alter erreicht wurde.
Diese Art der gesetzlich finanzierten Vorsorge reicht maximal aus, um Polypen (gutartiger Tumor, der von der Darmschleimhaut ausgeht und im Verdacht steht bösartig zu entarten) zu erkennen, Hämorrhiden zu entdecken und um den Verdacht auf ein kanzeröses (krebsiges) Geschehen im Darm zu bestätigen oder zu widerlegen.
Diese Untersuchungsmöglichkeiten ergeben also keinerlei Rückschlüsse auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien und andere Erklärungen für Verdauungsprobleme, die da wären:
Dysbiosen = Ungleichgewicht der Bakterienbesiedelung der Darmflora.
Das bedeutet, dass bestimmte Bakteriengruppen oder auch Pilze Überhand nehmen und dadurch bestimmte Labensmittel nicht mehr ausreichend verstoffwechsel werden können. Es kommt zu Verdauungsstörungen wie Blähungen, Durchfall, Verstopfung, und Krämpfen.
Wenn Pilze die Darmflora entscheidend überwuchern steigt der Appetit auf Süssigkeiten, es kann dann zu regelrechten Heißhungerattacken kommen.
Die Entstehung von Dysbiosen hat in erheblichem Maße mit dem universellen Einsatz von Antibiotika zu tun. Bitte nicht falsch verstehen, Antibiotika, Cotison oder auch Aspirin sind ein Segen für die Menschheit und haben durchaus ihre Berechtigung aber wir wissen doch alle, dass sie deutlich zu oft verordnet werden.
Antibiotika ist ein Mittel gegen Bakterien daher scheint es mir leicht zu verstehen dass es eben auch gegen bestimmte Bakterien der Darmflora agiert, so dass andere Überhand nehmen und ein Ungleichgewicht entsteht.
Mangel an Gallensäure- oder Pankreasenzymen (Bauchspeicheldrüsenenzyme)
dadurch landen vermehrt Fette im Darm, die eigentlich schon gespalten bzw. angedaut sein sollten. Es kommt zu mikrobiellen Fäulnisprozessen und zu Blähungen und Krämpfen.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie, Laktoseintoleranz = Die Unverträglichkeit von Lactose also Milchzucker durch einen Mangel des milchzuckerspaltenden Enzyms Laktase. Das betrifft im Übrigen ganz natürlich Menschen in Afrika und China, sie vertragen keine Kuhmilchprodukte.
Die Laktoseintoleranz ist oftmals vergesellschaftet mit der Fructoseintoleranz,
also die Unverträglichkeit von Fruchtzucker.
Beide Unverträglichkeiten können über einen sogenannten Atemtes enthüllt werden.
Bei Fructoseintoleranz helfen in der Regel keine Zuckeraustauschstoffe (Süßstoffe) sie werden auch nicht vertragen.
Histamin ist ein körpereigener Botenstoff bei Entzündungen und wird unter anderen Botenstoffen auch bei allergischen Reaktionen gebildet, dennoch ist die Histaminintoleranz keine Allergie. Histamin sorgt für das Anschwellen von betroffenem Gewebe, es überwärmt und beginnt zu pochen oder zu jucken.
Die Histaminintoleranz ist eigentlich ein DAO-Mangel. DAO ist ein Enzym, das vom Körper produziert wird um Histamin wieder abzubauen.
Man unterscheidet zwischen Histaminreichen Lebensmitteln wie:
Gereifter Käse, Rohwürste, Schinken, Fisch, Sauerkraut, Hefe, Rotwein
Und Histamin-freisetzenden Substanzen wie:
Erdbeeren, Bananen, Tomaten, Konservierungsmittel (z.B. Benzoe,-Sorbinsäure), Farbstoffe (z.B. Chinolingelb, Indigottin, Tartrazin), Glutamat (Geschmacksverstärker), Arzneimittel wie Aspirin und andere kortisonfreie Rheumamittel.
DAO-Hemmer sind:
Alkohol, Nikotin, verschiedene Arzneimittel (u.a. Ambroxol, Metamizol, Verapamil)
Diese Lebens- und Genussmittel sollten bei einer Histaminintoleranz gemieden werden!
hier wird das Klebereiweiß Gluten nicht vertragen, es ist enthalten in vielen Getreidesorten (Weizen, Gerste, Hafer, Dinkel, Roggen) und kann zu diversen Symptomen führen wie, Verdauungsstörungen, Migräne und auch unerfüllter Kinderwunsch.
Nahrungsmittelallergien nehmen eine Sonderstellung ein.
Dabei kommt es zu einem Anstieg von Antikörpern, speziell IgE im Blut.
Es gibt verschiedene Schweregrade bei Nahrungsmittelallergien, je nach Antikörpermenge, bzw. nach der Geschwindigkeit in der diese gebildet werden.
Bei der Bildung von IgE-Antikörpern kommt es zur vermehrten Ausschüttung von Histamin, in dem Fall zu einer Überreaktion, sie kann folgendermaßen aussehen:
Direkt nach Nahrungsaufnahme schwillt die Zunge an, die Lippen, ev. der Kehlkopf
In diesem Fall ist es eine Reaktion vom Soforttyp 1 und ein Notfall, in dem nur das Verabreichen von Adrenalin + Cortison die Symptome einschränken kann.
Auch Reaktionen wie Urticaria = stecknadelkopfgroßer Ausschlag am Rumpf oder den Beinen in Verbindung mit Schwäche, Übelkeit und Kreislaufproblemen.
Hier hilft nur Nahrungskarenz, also entsprechende Lebensmittel dringend zu meiden um eine solche Notfallsituation zu verhindern.
Hier reagieren Betroffene besonders empfindlich auf Nahrungsmittel wie:
Nüsse (v.a.Walnüsse), Sesam, rohe Äpfel, Zitrusfrüchte und Meeresfrüchte wie Schalentiere.
Sie sehen wie schwierig es ist die Ursachen herauszufinden und dass ein Nachweis bestimmter Stuhlparameter mit Hilfe eines Labors und entsprechender Therapie Licht in´s Dunkel bringt.
All diese Darmprobleme können im Laufe der Zeit zu weiteren Problemen führen, auch zum Verlust von Darmschleimhaut was im ungünstigsten Fall zu einem sogenannten Leaky gut Syndrom führt. Hier hat sich die Darmschleimhaut soweit zurück gebildet, dass der Darm regelrecht durchlässig wird. Unverdaute Nahrungsmittelbestandteile können so in den Blutkreislauf gelangen. Es kommt zu immer mehr Unverträglichkeiten und multiplen Beschwerden.
Marion Decker